Informationen zu aktuellen und vergangenen Forschungsprojekten im Freilichtmuseum Ballenberg.
Wie wohnte man früher auf dem Land? Wer gehörte zu einem Haushalt? Wovon lebte man? Wieso entschloss man sich, ein neues Haus zu bauen oder es zu transformieren? Wer hatte das Recht und die Mittel dazu?
Während sich Landschaft und Landwirtschaft rasant verändern und viele alte Bauernhäuser bereits abgerissen sind, widmen sich das Freilichtmuseum der Schweiz und weitere Forschungsinstitutionen diesen und anderen Fragen schon lange. Beantwortet sind jedoch längst nicht alle.
Das Forschungsprojekt «Mensch und Haus» geht der Lebensrealität früherer Generationen auf dem Land mit einem neuen Blickwinkel und aktuellen Forschungsmethoden nach. Dabei stehen die Geschichten ausgewählter Häuser im Freilichtmuseum Ballenberg und ihrer Bewohnerschaft im Zentrum. Untersucht werden die Zusammenhänge des Bauens, die Anpassungen in der Wirtschaftsweise sowie den Wohnverhältnissen und andere Veränderungen. Dabei interessieren die gegenseitigen Abhängigkeiten und die äusseren Einflüsse wie Klimaveränderungen, Krankheiten und Kriege, die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Umbrüche auslösten. Die Häuser, die Menschen, aber auch die materielle Kultur und die Natur werden als Akteure mit eigener Wirkmächtigkeit anerkannt und in ihrer Wechselwirkung untersucht.
Das Projektteam verknüpft bauhistorische, sozial- und wirtschaftsgeschichtliche und kulturanthropologische Ansätze und arbeitet eng mit Familienforschenden, Bauarchäolog*innen, Forschenden zu Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie lokalen historischen Vereinen zusammen und bezieht im Rahmen von Citizen Science auch eine weitere Bevölkerung mit ein. Die erhobenen Daten werden in einer Datenbank öffentlich zugänglich gemacht.
Wohnen, Bauen und Wirtschaften in der ländlichen Schweiz
Finanzierung: SNF (Projekt-Nummer 189398)
Laufzeit: 01.06.2020 - 31.05.2024
Das Freilichtmuseum Ballenberg, die Schweizerische Gesellschaft für Familienforschung SGFF und die Genealogisch-Heraldischen Gesellschaften Bern, Ostschweiz und Zürich erforschen seit 2018 im Rahmen eines Pilotprojektes gemeinsam die Bewohnergeschichten einzelner Ballenberg-Häuser. Das Projekt wird koordiniert durch Werner Adams.
Im Rahmen des Projekts «Provenienzforschung NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut/Raubkunst» untersuchte der Ballenberg Freilichtmuseum der Schweiz die Provenienzen der mobilen Objekte der Sammlung.
Ab 1970 sammelte die Stiftung «Ballenberg Freilichtmuseum der Schweiz» neben Gebäuden auch Mobiliar und Gebrauchsgegenstände zur Ausstattung der Häuser, die im Freilichtmuseum wiederaufgebaut wurden. Heute sind diese musealen Objekte in einer IMDAS-Datenbank erfasst und zum grossen Teil fotografisch dokumentiert.
Die Sammlung wurde mehrheitlich durch Schenkungen, seltener durch Ankäufe einzelner Objekte aus Schweizer Privatbesitz erweitert. Äusserst selten wurden Objekte durch das Freilichtmuseum direkt aus dem Antiquitäten- und Kunsthandel erworben. Die meisten der durch Schenkung oder Kauf von Privatpersonen erworbenen Objekte erfüllten bis zum Eintritt in die Sammlung des Freilichtmuseums ihre ursprüngliche Funktion.
Wir konnten im Zuge der Recherchen feststellen, dass sich nach heutigem Wissensstand, keine Objekte in der Sammlung befinden, die als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut/Raubkunst zu bezeichnen sind. Durch das Projekt, dessen Ergebnisse in der Dokumentation zu lesen sind, erfuhr die Sammlung einen signifikanten Wissenszuwachs, von dem sie auch in Zukunft profitieren wird.
Die Veröffentlichung des Bandes «Gut Brand! Historisches Ziegelhandwerk in Forschung und Vermittlung» stellt einen wichtigen Schritt im Zusammenhang der Forschung um alte Ziegeleien dar. Das Buch ist das Ergebnis einer internationalen Tagung, die 2021 auf dem Ballenberg stattfand und den spektakulären Brand von Ziegeln in der historischen Ziegelei aus Péry begleitete. Das Buch thematisiert nicht nur Architektur und Handwerk, sondern auch die heutige Vermittlung desselben in unterschiedlichen Museen. Es wurde von Beatrice Tobler, ehem. Wissenschaftliche Leiterin und Volker Herrmann, ehem. Bereichsleiter Architektur- und Hausforschung des Ballenberg Freilichtmuseum der Schweiz, herausgegeben. Erhältlich ist es im Buchhandel und beim Verlag Friedrich Reinhardt in Basel.
«Ubiquitous Computing for knowledge transfer, exhibition design and museum operations», Forschungsprojekt der Fachhochschule Nordwestschweiz Basel und der Hepia HES-SO Genf, gefördert durch die Kommission für Technologie und Innovation des Bundes KTI, 2015-2017. Projektpartner: Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz, Römermuseum Augusta Raurica, Museum der Kulturen, Basel.
«Audience+: Museen und das partizipative Web», Forschungsprojekt der Hochschule Luzern, gefördert durch die Kommission für Technologie und Innovation des Bundes KTI, 2010-2011.